Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel!
Die Dichtigkeit von Gebäuden ist ein zum Teil sehr umstrittenes Thema.
Tatsache ist, wir möchten Gebäude mit einem behaglichem Raumklima und selbstverständlich frischer Luft. Darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann, gibt es viele Meinungen, die zum Teil sehr emotional diskutiert werden. Eine viel verbreitete Ansicht beispielsweise ist, dass ein Haus atmen können müsse. Unter Atmen versteht man jedoch den Austausch von Sauerstoff. Hierzu ist jedoch praktisch kein Baustoff in der Lage, zumal es eines Druckunterschiedes bedarf, um die Luft dazu zu bewegen, durch einen solchen hindurch zu strömen.
„Dichtung“ oder die „Kunst der Fuge“
Was ist also gemeint, wenn man davon spricht, dass Gebäude atmen sollen?
Meist ist damit gemeint, dass die Konstruktionen nicht dampfdicht sein sollen und in der Lage sind, die Raumluftfeuchte innerhalb bestimmter Grenzen zu regulieren bzw. zu puffern. Um dies zu erreichen, sind die ersten ein bis zwei Zentimeter der Raumoberflächen verantwortlich. Lehmputze führen beispielsweise zu einem hervorragenden Raumklima, es sei denn, die Oberfläche wird, z.B. durch einen Latexanstrich, wieder dicht gemacht.
Dies hat jedoch alles nichts mit der Luftdichtigkeit bzw. Winddichtigkeit von Gebäuden zu tun. Zugerscheinungen führen zu einem unbehaglichen Raumklima. Ein zu hoher Luftwechsel führt zu einer zu geringen Luftfeuchtigkeit (-> trockene Heizungsluft). Darüber hinaus kann feuchte Luft aus dem Gebäudeinneren durch Undichtigkeit nach außen dringen und dort in den Fugen kondensieren. Dies sind die sogenannten konvektiven Wärmebrücken. Diese können besonders tückisch sein, da Bauschäden oft über Jahre nicht festgestellt werden und sich so innerhalb der Konstruktionen Schimmel bilden kann. Dies kann besonders gefährlich sein, da der Schimmel jahrelang unbemerkt bleibt, aber gesundheitsschädliche Gase produziert, die dann in das Gebäudeinnere eindringen.
Insofern ist es zwingend erforderlich, die Gebäude dicht zu bauen, wenn man keine Bauschäden riskieren möchte. Nicht jede Luftundichtigkeit führt sofort zu einem Bauschaden. Aufgrund der vielen Einflussfaktoren stellen Gebäude mit mangelnder Dichtigkeit aber ein unkalkulierbares Risiko dar. Auch Gebäude, die über Jahre problemlos funktioniert haben, können nach Jahrzehnten der Nutzung plötzlich kippen, weil sich das Nutzerverhalten oder andere Randbedingungen geringfügig geändert haben. Dies ist zumindest eine Erfahrung, die wir im Rahmen unserer zahlreichen Gutachten gesammelt haben.
Um Gebäude wind- und luftdicht zu erstellen bzw. zu sanieren, ist ein entsprechendes Fachwissen erforderlich. Dieses stellt das Ingenieurbüro EUKON in Form von Luftdichtheitskonzepten, Abstimmung der Baukonstruktion mit Architekten und Handwerkern und Wärmebrückenberechnung sowie hygrothermische Simulation (WUFI) und anderen Dienstleistungen gerne zur Verfügung.
Wenn denn KfW-Mittel in Anspruch genommen werden sollen, sind solche Leistungen von der KfW im Rahmen einer Baubegleitung zwingend vorgeschrieben und müssen nachgewiesen werden. Bei der Gebäudesanierung ist die Baubegleitung sogar zu 50% förderfähig.
Um die Luftdichtigkeit von Gebäuden zu prüfen, bietet Eukon im Rahmen der baubegleitenden Qualitätssicherung Luftdichtheitsmessungen (Blower Door Messverfahren) mit Leckage Ortung an. Ein weiteres Betätigungsfeld ist der Einsatz einer Wärmebildkamera zur Gebäudethermografie.
Ein wichtiger Aspekt der Luftdichtheit ist sicherlich, die Möglichkeit Energie zu sparen. Das Hauptargument für eine dichte Gebäudehülle ist es, eine sichere behagliche Gebäudehülle herzustellen.
Kontrollierte Frischluft!
Wie erreichen wir nun aber, dass das Gebäude „atmen“ kann?
Auch hier können wir die Natur als Vorbild nutzen. Wenn der Mensch atmet, werden bestimmte Muskeln angespannt, so dass sich der Brustkorb hebt und sich die Lunge vergrößert. Hierdurch wird frische Luft eingeatmet. Durch entspannen derselben Muskeln fällt der Brustkorb wieder zusammen und die Luft wird aus den Lungen herausgedrückt. Dies erfolgt kontrolliert und bedarfsgerecht.
Warum soll ein Gebäude nicht können, was der menschliche Organismus kann?
Bei der Belüftung von Gebäuden kann man drei Bereiche unterscheiden. Zunächst einmal gibt es die Infiltrationslüftungen, die durch Gebäudefugen und Undichtigkeiten entstehen. Diese gilt es, wie zuvor beschrieben, zu eliminieren.
Die Lüftung über Fenster und Türen ist ebenfalls wenig kontrollierbar. Gebäude der heutigen Baustandards müssen etwa alle zwei Stunden einmal stoßgelüftet werden, um den erforderlichen Mindestluftwechsel zu gewährleisten. Dies ist de facto jedoch unmöglich. Wer stellt sich schon nachts den Wecker, um alle zwei Stunden zu lüften. Auch tagsüber während der Arbeitszeit ist häufig niemand zu Hause, der diese Aufgabe übernehmen könnte.
Das sicherste und komfortabelste Mittel, damit ein Haus atmen kann, ist eine kontrollierte Wohnungslüftung. Hierzu ersetzen wir den Muskel und den Blasebalg (Lunge) durch einen Elektromotor mit Ventilator. Die Analogie zur menschlichen Lunge passt am besten auf den sogenannten Pendellüfter. Hierbei wechselt der Ventilator seine Drehrichtung, so dass immer eine bestimmte Luftmenge dem Haus entnommen und auf dem gleichen Weg wieder zugeführt wird. Hierzu arbeiten zwei Lüfter immer paarweise. Diese sind im Wandquerschnitt integriert. In der Wand sitzt ein keramischer Wärmetauscher, der die Wärme in der Wand sozusagen festhält, so dass diese bei der Rückströmung wieder zurückgewonnen wird.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen zentralen Lüfter einzusetzen, der über ein Kanalsystem die Luft aus allen Ablufträumen entnimmt und über einen Wärmetauscher nach Außen bringt. Im Gegenstrom wird frische Außenluft angesaugt und an der verbrauchten Abluft im Wärmetauscher vorbeigeführt und in die Zulufträume (Wohn- und Schlafräume) eingebracht. Die Luft wird dabei im Wesentlichen über die Abwärme aus der Abluft erwärmt. Diese Variante ist sicherlich aufwendiger, hat aber den zusätzlichen Nutzen, dass die Luft entsprechend vorgefiltert ist und damit sauberer wird. Durch den Einsatz spezieller Filter, wie z.B. Aktivkohle, ist es möglich, die Luft so zu reinigen, dass auch Allergiker in solchen Gebäuden deutlich beschwerdefreier leben können.
Bei Gebäuden, die nach heutiger Energieeinsparverordnung (EnEV) erstellt werden, liegen die Lüftungswärmeverluste in einer Größenordnung von 50%. Durch eine kontrollierte Frischluftversorgung mit Wärmerückgewinnung können hiervon etwa 80% zurückgewonnen werden. Das bedeutet, dass etwa 40% Energieeinsparung durch eine Lüftung möglich sind.
Bei besonders gut gedämmten Gebäuden, die z.B. dem KfW-40 Standard oder dem Passivhausstandard entsprechen, kann das Gebäude auch über die Lüftungsanlage mit beheizt werden. Dies spart
Investitionskosten und erhöht die Wirtschaftlichkeit.
Leider ist das Thema Lüften zum Teil sehr emotional besetzt. Lüftungsanlagen werden hier häufig mit schlecht geplanten Klimaanlagen in Verbindung gebracht. Das ist jedoch ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Während eine Klimaanlage mit einem hohen Anteil an Umluft arbeitet, funktioniert eine kontrollierte Wohnungslüftung mit einem reinen Austausch von verbrauchter und frischer Luft. Wir sitzen nicht im eigenen Mief, sondern bekommen permanent und ausschließlich frische Luft, die entsprechend gefiltert und sauber ist. Dies führt dann auch zu staubfreieren Wohnungen. Sicherlich müssen die Filter einer Lüftungsanlage auch gewartet werden. Aber ein großer Teil des Staubes, der sich ansonsten im Staubsaugerbeutel wiederfinden lässt, wird so bereits im Lüftungsfilter vor dem Eintritt ins Gebäude festgehalten.
Auch im Bereich der Beratung, Planung und Realisierung von Lüftungsanlagen steht das Ingenieurbüro EUKON mit seiner langjährigen Erfahrung zur Verfügung. Hierzu erstellt EUKON auch Lüftungskonzepte gemäß DIN 1946-6. Die Erstellung eines solchen Lüftungskonzeptes ist für jeden Neubau erforderlich. Auch bei einer umfassenden Sanierung, die einen wesentlichen Einfluss auf die Verbesserung der Luftdichtheit hat, sind solche Lüftungskonzepte Stand der Technik und werden beispielsweise von der KfW im Rahmen der Baubegleitung gefordert und gefördert. Durch den Einbau einer Lüftungsanlage wird ein solches Lüftungskonzept jedoch überflüssig. Letztlich wird ein Lüftungskonzept benötigt, damit der Planer sich absichern kann, dass es zu keinen Bauschäden kommt, wenn der Nutzer sich normgerecht verhält. Damit hat der Planer dann seiner Beratungspflicht genüge getan und das Risiko liegt beim Bauherrn.
Zusammenfassend lässt sich feststellen:
- Gebäude müssen dicht sein, um das Bauschadensrisiko zu minimieren.
- Gebäude atmen durch eine kontrollierte Frischluftversorgung und nicht durch Wände.
- Dichte Gebäude, die kontrolliert mit Frischluft versorgt werden, sparen Energie.
- Durch die Auswahl geeigneter Baustoffe und Baukonstruktionen kann das Raumklima deutlich verbessert werden.
- Die kontrollierte Lüftung führt zu einem deutlichen Komfortgewinn.
- Luftdichtheit und Lüftung sollten nicht dem Zufall überlassen werden.
- Eine kompetente Beratung, Planung und baubegleitende Qualitätssicherung ist wichtig.
Gedanken zum Schluss
Kritiker sprechen häufig von Zwangslüftung. Wenn dies in dem Sinne gemeint ist, dass wir Menschen eine Zwangsatmung haben, um überleben zu können, ist dieser Ausdruck sogar richtig, aber so wie ich auch nicht von einer Zwangsheizung rede, sondern von einer Wärmeversorgung, ist die kontrollierte Lüftung eine Frischluftversorgung.
Ein dichtes Gebäude mit feuchteregulierenden Oberflächen und einer kontrollierten Frischluftversorgung ist heute Stand der Technik und ein wesentlicher Bestandteil eines komfortablen Raumklimas und geringsten Energiekosten.
Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel!
Die Möglichkeiten einer qualifizierten Beratung, Planung und Baubegleitung sollten daher nicht außer Acht bleiben. Das Ingenieurbüro EUKON begleitet Sie gerne bei Ihren Vorhaben.
karl schmitz
9. März 2016 @ 8:16
Hallo Jörg,
eine fast perfekte Zusammenfassung eines Themas, was noch nicht ausreichend Gehör findet. Es ist ja für die meisten Menschen einfach zu kompliziert, bleibt eine Materie für die Fachleute, es sei denn der Schimmel ist da, dann gibts Geschrei!,
richtig wohnen gehört für mich als Lernfach in die Schule !
mit Grüßen, Karl