Veranstaltungsbericht zum Energieforum am 22.10.2015
Energie für Immobilien – neu gedacht
Am 22.10.2015 fand in den Räumlichkeiten der Sparkasse Krefeld eine Vortragsveranstaltung im Rahmen des Energieforums statt. Eingeladen hatte die Sparkasse Krefeld. Das Energieforum ist eine Informationsreihe, die gemeinsam von der SWK und der Sparkasse Krefeld in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird.
Die Vorsitzende des Vorstandes Frau Dr. Birgit Roos eröffnete die Veranstaltung und erklärte dem Publikum, welche Maßnahmen die Sparkasse ihrerseits zur Steigerung der Energieeffizienz unternehmen. Beispielhaft hierfür sei die Kühlung des Gebäudes der Sparkasse am Ostwall mittels Fernwärme und der Nutzung von Geothermie.
Die Vorträge im Einzelnen:
Herr Dipl.- Ing. Jörg Linnig vom Ingenieurbüro EUKON machte neugierig mit dem Titel:
„Energiesparen mit Spaßfaktor – Beispiele aus der Praxis“.
Anliegen dieses Beitrages war es aufzuzeigen, wie es gelingen kann, uns nicht in die Abhängigkeit von unserem Energiebedarf bringen zu lassen und auch zukünftig die Gestaltungsfreiräume zu erhalten, die wir brauchen, um Lebensfreude und Spaß zu erleben. Ein wesentlicher Schlüssel hierzu ist ein guter Wärmeschutz, die direkte Nutzung von Sonnenenergie z.B. durch den Bau von sogenannten Sonnenhäusern. Die Möglichkeit, durch Investitionen später anfallende Energiekosten vorwegzunehmen, schließt die Schere zwischen steigenden Energiekosten und sinkendem Realeinkommen und ermöglicht so ein sorgenfreieres Leben. Hierbei verwies Herr Linnig auf das sehr vielfältige Spektrum und die Möglichkeiten zur Senkung der Energiekosten und den Einsatz regenerativer Energien. Als Beleg hierfür wurde ein Auszug zahlreicher realisierter Praxisbeispiele der letzten 23 Jahre aufgeführt.
Sein Appel lautet:
„Überlassen Sie Ihren Energiekonsum nicht dem Zufall. Nehmen Sie die zur Verfügung stehenden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten in Anspruch. Überlassen Sie auch die Umsetzung nicht dem Zufall. Erst durch eine professionelle Beratung und eine fundierte technische Planung und eine baubegleitende Qualitätssicherung kann das volle wirtschaftliche Potential der jeweiligen Investition ausgeschöpft werden.“
Im Anschluss an diesen Vortrag stellte Frau Judith Nüßler, Teamleiterin Energieeffizienz und Contracting der SWK Energie GmbH das Angebot der SWK Krefeld unter dem Titel „Wärme für Immobilien – Investitionskosten versus Lebenszyklus-Betrachtung“ vor. Frau Nüßler legte dar, das nicht immer die Maßnahme mit den geringsten Investitionskosten auch die Wirtschaftlichste ist. Nur bei einer Betrachtung der Lebenszykluskosten ist eine echte Beurteilung der Wirtschaftlichkeit gegeben. An dieser Stelle greift dann auch das Angebot der SWK, Wärmeerzeugungsanlagen für den Kunden zu errichten und zu betreiben, um dem Kunden Wärme wirtschaftlich bereitzustellen. Hierbei arbeiten die SWK mit örtlichen Planungsbüros wie dem Ingenieurbüro EUKON und ortsansässigen Handwerksfirmen zusammen.
„Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten für Gebäude“, so lautete dann der Vortrag von Herrn Ralf Thissen, Fördermittelspezialist der Sparkasse Krefeld. In diesem Vortrag stellte Herr Thissen das Dienstleistungsangebot der Sparkasse insbesondere im Bereich von Energieeffizienzmaßnahmen vor. Hierbei legte er seinen Schwerpunkt auf die Möglichkeiten und Verfahrensabläufe hinsichtlich der KfW oder der NRW-Bank. Herr Thissen machte deutlich, dass eine Finanzierung in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Regel zu einer Steigerung der Liquidität führt und in Zukunft häufig über die Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens entscheiden wird.
Mit seinem Beitrag „Energieeffizienz versus Denkmalschutz bei der Gebäudesanierung von Architekturklassikern“ wies Herr Architekt Klaus Reymann auf die Grenzen von Dämmmaßnahmen bei denkmalgeschützten Gebäuden hin. Aber auch bei denkmalgeschützten Gebäuden ist Wärmeschutz möglich, aber nicht immer und auch nicht mit der Ausprägung, wie sie für heutige Neubauten gefordert ist, so seine Aussage. Mithilfe von angepassten Kompromisslösungen ist es beispielsweise auch möglich, ein historisches Fenster wärmetechnisch um mehr als die Hälfte zu verbessern. Hier seien vor allen Dingen Augenmaß angezeigt.
Der Hauptvortrag mit dem Titel „Intelligent verschwenden, neue Wege im Umgang mit der Energie“ kam von Herrn Prof. Dipl.- Ing. Timo Leukefeld.
Zeitgeschichtlich befinden wir uns in der kurzen Episode des Ölzeitalters. Letztlich kommen wir aus dem ersten Solarzeitalter und werden in die Phase des zweiten solaren Zeitalters übergehen müssen, wenn wir unsere fossilen Vorräte aufgebraucht haben. Erdöl ist aber nicht nur ein Energieträger, sondern auch ein wertvoller Rohstoff, den wir beispielsweise benötigen, um Kunststoffe oder andere chemische Produkte zu produzieren. Unsere Nachfahren werden uns wahrscheinlich abschätzig als die Öl-Menschen bezeichnen und wenig Verständnis dafür aufbringen, wie wir einen wertvollen Rohstoff einfach verbrennen konnten. Dabei steht Sonnenenergie in mehr als ausreichendem Maße zur Verfügung.
Die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende mittlerweile in der Version 4.0 bezeichnet Prof. Leukefeld als blinden Aktionismus, ohne einen wirklichen Masterplan zu haben. Häufig genug gewendet, stehen wir so wieder am Ausgangspunkt. Was es braucht, ist ein echter Plan mit einer definierten Zielrichtung.
Während der größte Energiebedarf auf dem Wärmesektor zu finden ist, konzentriert sich die Energiewende bisher auf den Bereich der Elektrizität. Beleuchtung macht etwa 2 % des Energiebedarfs in den Haushalten aus. Ein Verbot der Glühlampen z.B. ist somit sicherlich nicht geeignet, große Einsparungen zu erzielen.
Das von der EU ab 2020 vorgeschriebene „nearly zero energy house“ (Quasi Null-energiehaus) möchte die Bundesregierung in Form von sogenannten Plus-Energiehäusern realisieren. Die Idee hierbei ist, dass alle Neubauten zukünftig mit großen Fotovoltaikanlagen und mit Wärmepumpen ausgestattet werden sollen. Da Wärmepumpen mit Erdsonden teurer sind als Luftwärmepumpen, werden zunehmend letztere bevorzugt eingesetzt. Auf diese Weise lassen sich Gebäude errichten, die mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Die Crux an der Sache ist nur, dass die Sonne im Sommer mehr scheint als im Winter. Nun, dies ist keine überraschende Erkenntnis. Beim Bedarf ist es genau umgekehrt. Im Winter, wenn die wenigste Sonne scheint, wird die meiste Energie für Heizzwecke benötigt. Bei einer Luftwärmepumpe kommt erschwerend hinzu, dass die Effizienz der Wärmepumpe mit sinkenden Außentemperaturen ebenfalls sinkt.
Prof. Leukefeld hat hier den Begriff von der saisonalen Illusion geprägt. In Verbindung mit dem geplanten Abbau von Atom- und Kohlestrom und dem Wunsch, Strom im verstärkten Maße für Mobilität einzusetzen, wird dies zu einer immer größeren Diskrepanz zwischen sommerlichem Überschuss und Mangel an Elektrizität im Winter führen. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Stromnetze und birgt zusätzliche Risiken für die Versorgungssicherheit und zusätzliche Kosten für einen adäquaten Netzausbau. Das Problem sind nicht die regenerativen Energien, die gerne als alleinige Verursacher dargestellt werden, sondern das fehlende Gesamtkonzept.
Mit der geplanten Einführung von sogenannten „intelligenten Zählern“, den Smart-Meter und einer damit verbundenen Abrechnung eines marktgerechten Strompreises, wird das in Zukunft dazu führen, dass der Überschussstrom im Sommer praktisch nicht mehr oder nur noch gering vergütet wird, während im Winter die Strompreise um ein Vielfaches steigen werden. Damit führt die Energiewende zwangsläufig in eine noch größere Abhängigkeit. Damit werden die Ziele der Energiewende dann endgültig ad absurdum geführt.
Doch Bange machen gilt nicht. Eigentlich steht Energie ja in ausreichender Form zu Verfügung. Das Problem ist lediglich die Speicherung dieser fluktuierenden regenerativen Energien. Während die Speicherung von Strom noch sehr kostspielig ist und maximal in der Lage ist, den Strom von mittags bis abends zu verschieben, sind Wärmespeicher vergleichsweise kostengünstig einsetzbar. Die Vision, die Prof. Timo Leukefeld mit seinem Team entwickelt hat, sieht völlig neue Möglichkeiten einer vernetzten Energieversorgung im Wärmebereich vor. So können große, dezentrale Speicher in Sonnenhäusern von den örtlichen Energieversorgern, beispielsweise der SWK, als Speicher für überschüssigen Strom aus regenerativen Energiequellen verwendet werden. Dies bietet die Chance für völlig neue Geschäftsmodelle.
Eine wesentliche Schlüsselrolle hierbei nimmt der Bau von Sonnenhäusern ein. Diese Gebäude werden zu einem hohen Anteil, jedoch mindestens zur Hälfte, energieautark mit Sonnenenergie versorgt. Derzeit gibt es etwa 1.700 Sonnenhäuser in Deutschland, Tendenz steigend. Der Autarkiegrad geht bei vielen Gebäuden bereits in Richtung der 100%. Herr Prof. Leukefeld wohnt mit seiner Familie seit einigen Jahren selber in einem energieautarken und dennoch bezahlbaren Sonnenhaus.
Also eine klassische WIN-WIN-Situation.
Moderiert wurde die Veranstaltung durch Herrn Dr. Jens Voss, Redaktionsleiter der Rheinischen Post Krefeld.
Am Ende der Veranstaltung standen eine große Begeisterung und der Wunsch, sich mit dem Thema und den Visionen von Herrn Leukefeld weiter auseinanderzusetzen. Alles in allem war die Veranstaltung rundherum gelungen. Trotz des vollen und sehr ambitionierten Vortragsprogramms hatten die Referenten bis zuletzt die volle Aufmerksamkeit eines interessierten Publikums.